Buchtipp! Jiddu Krishnamurti: Was ist es, nach dem du suchst?

Für heute habe ich Euch ein Buch von Jiddu Krishnamurti heraus gesucht. Der indische Philosoph wird auch als „spiritueller Rebell“ beschrieben. So ist auch der Titel unseres heutigen Bandes ein wenig provokativ: „Was ist es, nach dem Du suchst?“* – Na, wie sieht es aus? 🙂

Tatsächlich war der berühmte Krishnamurti allerdings kein großer Schriftsteller. Obwohl es so viele Bücher von ihm gibt, stammen nur drei aus seiner eigenen Feder und ich denke, diese sind eher für „persönliche Fans“ geeignet.

Krishnamurti war dafür aber ein großer Lehrer! Die vielen Werke, die wir unter seinem Namen finden können, sind Zusammenstellungen und Abschriften aus seinen Vorträgen und Diskussionen. Und genau dazu zählt auch unser heutiger Titel.

Buchtipp! Jiddu Krishnamurti: Was ist es, nach dem du suchst?
Die spirituelle Suche führt zuerst nach innen. Thanks for the silent Image by Hans from Pixabay

Jiddu Krishnamurti (1895-1986), ein Mann, der als großer Denker des 20. Jahrhunderts anerkannt wird, hat uns mit den Gedanken in diesem Buch „Was ist es, nach dem du suchst?“ (Originaltitel „What Are You Looking For?“*) ein Werk hinterlassen, das tief in die Suche des Menschen nach Bedeutung und Wahrheit eintaucht. Krishnamurtis Schriften sind nicht nur ein Spiegel seiner eigenen philosophischen Reisen, sondern auch ein spannender Leitfaden für all diejenigen, die den Wunsch haben, die Grenzen des eigenen Verständnisses zu erweitern und die eigene Existenz zu hinterfragen.

Bevor wir uns auf den Inhalt dieses bemerkenswerten Buches konzentrieren, ist es wichtig, den Autor selbst zu betrachten. Jiddu Krishnamurti wurde 1895 in Madanapalle, Indien, geboren und schon in jungen Jahren von der Theosophischen Gesellschaft als der neue „Weltlehrer“ proklamiert. Genaueres zu diesem Teil seiner Geschichte um Annie Besant, C. W. Leadbeater und die Entstehung von Rudolf Steiner’s „Anthroposophie“ findet ihr hier bei Wikipedia.
Angesichts der Zerwürfnisse zwischen diesen vermeintlich erleuchteten Führern überrascht es nicht, dass sich Krishnamurti im Laufe der Jahre von jeglicher organisierter Religion oder Philosophie löste – und zu einem unabhängigen Sprecher für die persönliche Revolution durch das Verständnis des eigenen Geistes wurde. So hatte am Ende doch C. W. Leadbeater recht, der einmal sagte, „aus dem Jungen werde ein großer spiritueller Lehrer, denn er habe eine ungewöhnlich schöne Aura“ (Wikipedia). Krishnamurti reiste weit und hielt Vorträge auf der ganzen Welt, wo er die Menschen dazu ermutigte, selbstständig zu denken und die Wurzeln ihres Leidens zu erkennen. Seine Lehren umfassen Themen wie das Wesen des Geistes, die Bedeutung von Schmerz und Leid, und die Notwendigkeit, sich von den Fesseln der Tradition zu befreien.

„Was ist es, nach dem du suchst?“* fordert uns also auf, einmal selbst die tiefen Schichten unserer eigenen Konditionierung und Motive zu untersuchen. Krishnamurti argumentiert ähnlich wie später zum Beispiel Alan Watts, dass die meisten Menschen in Mustern des Denkens und Verhaltens gefangen sind, die von der Gesellschaft, der Erziehung und der Kultur geprägt wurden. Er betont die Wichtigkeit der Selbstbeobachtung und Selbstkenntnis als Schlüssel zur Freiheit. Ein zentrales Thema des Buches ist die Idee, dass Wahrheit ein landloses Gebiet ist – sie kann nicht durch Dogmen, Religionen oder politische Ideologien festgelegt werden. In Krishnamurtis Worten: „Die Wahrheit ist ein pfadloses Land“ – was für ein schönes Bild! 😊

Das Buch präsentiert uns daher auch keine Antworten im traditionellen Sinne, sondern lädt vielmehr dazu ein, Fragen zu stellen – Fragen, die oft unbequem und herausfordernd sind. Durch diese Fragen, so Krishnamurti, können wir beginnen, die Konstruktion der eigenen Wahrnehmung zu verstehen und darüber hinaus zu wachsen. Ein wiederkehrendes Zitat aus dem Buch ist: „Das Verständnis kommt nicht durch Suchen, sondern durch Aufmerksamkeit ohne Wahl.“ Damit betont Krishnamurti, dass wahres Verständnis spontan entsteht, wenn der Geist frei von Voreingenommenheit ist und einfach beobachtet. Achtsamkeit.

Krishnamurtis Ansatz ist dabei weder akademisch noch esoterisch; er ist ungewöhnlich direkt und persönlich. Es mag gelegentlich etwas unangenehm sein, dass er uns in dem Buch anspricht, als ob er ein Freund oder Mentor wäre. Er macht aber auch deutlich, dass die Reise, die er vorschlägt, eine ist, die jeder alleine antreten muss. Krishnamurti schreibt: „Freiheit und Liebe gehen zusammen. Liebe ist nicht Reaktion. Wenn ich dich liebe, weil du mich liebst, ist das Handel, kein Liebe.“ Diese Zeilen reflektieren seine Sichtweise, dass Beziehungen frei von Transaktionen und Bedingungen sein sollten. Etwas, das wir übrigens auch sehr deutlich bei dem heraus ragenden britischen Psychiater R. D. Laing lesen können, dessen Buch „Die Tatsachen des Lebens“ ich Euch kürzlich hier vorgestellt habe.

Krishnamurtis Biographie ist genauso faszinierend wie seine Werke. Jiddu Krishnamurti reiste weltweit und sprach vor Tausenden von Menschen, darunter auch vor den Vereinten Nationen (UN), wo er die Bedeutung des inneren Friedens im Kontext des Weltfriedens betonte. Sein Einfluss erstreckte sich über verschiedenste Felder und er zog die Aufmerksamkeit vieler bekannter Persönlichkeiten an, darunter der Schauspieler Charlie Chaplin oder der Schriftsteller Aldous Huxley (bekannt für seine „Schöne neue Welt“*. Angeblich war Huxley von Krishnamurtis Gedanken so beeindruckt, dass er später einige von ihnen in seine eigenen Schriften integrierte.

Neben „Was ist es, nach dem du suchst?“ finden wir im Buchhandel noch viele andere Werke von Krishnamurti, zum Beispiel „Was machst du aus deinem Leben?“* oder „Das Wesentliche ist einfach: Antworten auf Fragen des Lebens“*. Wie ich bereits oben schrieb, hat er nur drei Bücher wirklich zusammenhängend selbst verfasst und das sind: „Das Notizbuch“*(Krishnamurti’s Notebook, 1976), das „Journal“ (Krishnamurti’s Journal*, EA 1982) und „Selbstgespräche – Das letzte Tagebuch“* (Krishnamurti to Himself. His Last Journal, 1987). Dies sind aber weniger durchdachte Lehrbücher als vielmehr Tagebuchaufzeichnungen, die natürlich auch einen interessanten, weil sehr persönlichen Charakter mit sich tragen.

Jiddu Krishnamurtis Einfluss ist auch in der modernen spirituellen und philosophischen Landschaft spürbar. Manchmal vielleicht unbewusst, haben seine Lehren längst Eingang in die Arbeit von Tiefenpsychologen, Erziehern und auch spirituellen Lehrern verschiedener Traditionen gefunden. Seine Betonung der Wichtigkeit, Autorität in Frage zu stellen, einschließlich der Autorität des Lehrers selbst, war und ist zeitlos revolutionär!

Es gibt natürlich auch unzählige interessante Anekdoten über Krishnamurti, die seine unkonventionelle Natur und seine Entschlossenheit, eine Botschaft der Freiheit zu verbreiten, unterstreichen. Eine solche Geschichte beispielsweise erzählt von seinem Treffen mit einem angesehenen Philosophen, bei dem Krishnamurti unverblümt sagte: „Sir, Sie sind in einer Falle gefangen.“ Der Philosoph, überrascht von dieser Direktheit, forderte eine Erklärung, worauf Krishnamurti erwiderte: „Die Falle ist, dass Sie so viel wissen.“ Da klingt er schon fast wie ein Zen-Meister, was? 😉

Auf jeden Fall ist „Was ist es, nach dem du suchst?“ eine schöne Einladung, einmal tiefer in die eigene Psyche einzutauchen und die Wahrheiten zu entdecken, die jenseits unserer eigenen Oberfläche liegen. Krishnamurti selbst mag nicht mehr unter uns weilen, doch seine Worte bleiben und bieten auch heute noch wertvolle Einsichten für jeden, der den Mut hat, die Reise nach innen anzutreten.

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